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Hochwasserschutz entlang der Triesting

Hochwasser kennt keine Grenzen. Hochwasserereignisse bedürfen einer koordinierten Vorgehensweise, um Schäden zu minimieren und die Gefährdung der Einsatzkräfte möglichst gering zu halten.

Wenn sich Wassermassen durch die Straßen ihren Weg suchen, reißen diese nicht nur Bäume und Autos mit sich mit, sondern leiten auch Schlamm und Schmutz in Keller und Wohnräume. Das Wasser kann so rasch kommen, dass ein Öffnen von Türen nicht mehr möglich ist. Persönliche Dokumente und liebgewonnene Gegenstände, sind nach dem Kontakt mit Hochwasser meist verloren – der Wohnraum selbst stark beschädigt bis zerstört.

Der Schutz des Siedlungsraumes der Bewohner der Orte hat oberste Priorität. In Österreich wird als Schutz vor Hochwasser die Wassermenge angenommen, die bei einem hunderjährigen Hochwasser (HQ 100) zu erwarten ist, plus einer gewissen, vorgeschriebenen Sicherheitshöhe (=Freibord).

Flüsse brauchen Platz

Generell gilt, dass Retentionsmaßnahmen besser sind als Linearmaßnahmen. Das bedeutet, dass Hochwasserrückhalt in der freien Natur besser ist als am Gewässer selbst Maßnahmen zu setzen. Würde man versuchen, das ganze überschüssige Wasser durch lineare, technische Schutzmaßnahmen durch den Fluss zu leiten, würde das eine Verschärfung der Gefahr für unterliegende Gemeinden bringen. Ein Wasserrückhaltebecken (Retentionsbecken) kann hingegen die Hochwasserspitze nachhaltig reduziert und die Hochwasser-Welle verzögern.

Maßnahmen, die im Zuge des Hochwasserschutzbaus ergriffen werden

  • „Lineare Maßnahmen“

    sind Maßnahmen, die entlang des Flusses (am Ufer) umgesetzt werden. Sie helfen, dass mehr Wasser im Fluss transportiert werden kann. Das gelingt durch Vertiefung oder Verbreiterung des Flussbetts oder auch durch Befestigung und Erhöhung von Mauern und Dämmen.

  • „Retentionsflächen“

    sind Flächen, die jene Wassermengen, die nicht mehr über den Fluss (ohne Überflutung) abtransportiert werden können, so lange zwischenlagern, bis die Menge wieder ohne Überschwemmungsgefahr abtransportiert werden können.

Vielfältige Nutzungsinteressen

Ziele eines naturnahen und nachhaltigen Schutzwasserbaus sind nicht nur die Verhinderung von Schäden an Hab und Gut, sondern auch die Erhaltung und Verbesserung des Lebensraumes und der ökologischen Verhältnisse am Gewässer und seinem Umland.

Ein vorbeugender Hochwasserschutz gewährleistet somit die Sicherheit für die Siedlungsgebiete, Wirtschaftlichkeit, Ökologie und Einbindung der betroffenen Bevölkerung. Es darf dabei zu keiner Verschlechterung oder negative Auswirkungen auf die Bewohner flussauf oder -ab kommen.

Prüfung auf Umweltverträglichkeit

Die UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung) betrachtet das Hochwasserschutzprojekt aus vielerlei Gesichtspunkten heraus. Über 10 Fachplaner (Planungsbüros für spezielle Fachgebiete) sind daran beteiligt. Neben dem Schutz vor Überflutung des Siedlungsraums muss auch der Natur ein Mehrwert geboten werden. Das bedeutet, dass der Triesting zukünftig wieder ein Stück ihres ursprünglichen Freiraums gewährt wird und die Maßnahmen im Flusslauf möglichst naturnah gestaltet werden sollen.

Wie entsteht Hochwasser?

Hochwasser kann entweder bei starker Schneeschmelze oder nach langen Regenperioden, wenn der Boden (Erde) kein Wasser mehr aufnehmen kann (man spricht dann vom „gesättigten“ Boden), entstehen.

Aber auch bei Starkniederschlag nach langer Trockenheit, was dann dazu führt, dass der Boden „zu hart“ ist, um Wasser aufnehmen zu können (diese Eigenschaft tritt heutzutage leider vermehrt auf).

Wenn dann auch die Flüsse die Wassermassen nicht mehr „abtransportieren“ können, treten die „überschüssigen“ Wassermengen über die Ufer und dringen bis ins Siedlungsgebiet vor.

Seit wann gibt es Hochwässer?

Hochwässer gibt es schon immer – das heißt, Hochwässer sind ein natürlicher Bestandteil der Entwicklung und Umbildung von Flüssen und Bächen.

Durch die zunehmende Nutzung der gewässernahen Bereiche durch den Menschen (Flächenbedarf für Bebauung, intensive Bewirtschaftung, Flussregulierungen und Flussbetteinengungen) werden aus diesen Naturereignissen jedoch vermehrt Naturkatastrophen.

Sind Hochwässer in unseren Gegenden überhaupt noch möglich?

Wir erleben gerade, dass die Sommer immer heißer und trockener werden. Daher vermuten viele Menschen, dass das Risiko eines Hochwassers und von Überflutungen zurückgehen würde. Doch leider führt gerade diese Klimaänderung dazu, dass sintflutartige Regenfälle und extreme Niederschlagsmengen innerhalb kürzester Zeit auch bei uns noch wahrscheinlicher werden.

Wieviel Wasser fließt in der Triesting bei erhöhtem Wasserstand?

Bei einem HQ 1 (= Wassermenge, die statistisch gesehen einmal pro Jahr erreicht oder überschritten wird) fließen unter einer Triestingbrücke ca. 40.000 l Wasser pro Sekunde durch.

Bei einem HQ 5 (= Wassermenge, die statistisch gesehen alle 5 Jahre erreicht oder überschritten wird, fließen unter einer Triestingbrücke schon ca. 110.000 l Wasser pro Sekunde durch (das heißt, fast 3mal so viel!)

Faustregel: 5.000 Liter Wasser mehr, erhöhen den Wasserstand im Flussbett um ca. 10 cm.

WAS bedeutet HQ 100?

Unter einem HQ100 (= 100-jährliches Hochwasser) wird jene Abflussmenge (Wassermenge) verstanden, die statistisch gesehen einmal in 100 Jahren erreicht oder überschritten wird. Das passiert jedoch in unregelmäßigen Zeitabständen, d. h. es kann auch heute oder morgen eintreten.

HQ30: Hochwasserereignisse mit einer statistischen Eintrittswahrscheinlichkeit von 30 Jahren.

HQ100: Hochwasserereignisse, die statistisch gesehen alle 100 Jahre auftreten.

Genau diese Menge an Wasser (HQ 100) ist auch ausschlaggebend für die Ausführung eines Hochwasserschutzes, wobei zuzüglich auch noch ein gewisser Höhenzuschlag (das sogenannte Freibord) vorzusehen ist.

Was tun im Falle einer Hochwasserwarnung?

Die Gemeinden haben Notfallpläne in Zusammenarbeit mit den Blaulicht-Organisationen. Die Maßnahmen betreffen auch die Kommunikation und Information.

  • Achten Sie auf die eigene Sicherheit und unterschätzen Sie nicht die Gewalt des Wassers!
  • Überlegen auch Sie sich bereits im Vorfeld einen Familien-Notfallplan: („Wo ist wer zu welchem Zeitpunkt“ und „Wer macht was“)

Wenn Sie eine Hochwasserwarnung erhalten:

  • Gehen Sie nicht in Keller oder Tiefgaragen, suchen Sie höhergelegene Räume auf. Beachten Sie, dass Türen schon bei geringer Wasserhöhe nicht mehr geöffnet werden können.
  • Bringen Sie auch Nutz- und Haustiere aus Gefahrenzone.
  • Vermeiden Sie Autofahrten, wenn das Wasser schon auf der Straße steht.
  • Gehen Sie nicht in vom Hochwasser überfluteten Bereichen spazieren.
  • Halten Sie Notgepäck für den Fall einer Evakuierung griffbereit
  • Denken Sie bitte an Nachbarschaftshilfe. Nichtbetroffene sollten Betroffenen unaufgefordert helfen.

Weitere Tipps:

  • Haupthähne für Gas, Wasser und Strom abdrehen (Achtung bei Kühlschrank und Tiefkühltruhe)
  • Gegenstände, die nicht nass werden dürfen, in höher gelegene Räume bringen oder aufbocken. Technische Einrichtungen eventuell abmontieren. Tanks durch Befüllen oder durch geeignete Halterungen gegen Aufschwimmen sichern
  • Gefährdung durch aufgestautes Treibgut beachten

ACHTUNG: Jedes Hochwasser verläuft anders. Keine falschen Rückschlüsse aus alten Ereignissen ziehen und keinen selbsternannten Prognostikern glauben.

  • Informationen einholen. Wetterlage verfolgen. Radio- oder TV einschalten, Internet: laufend informieren, wie sich die Situation weiterentwickelt
  • Anweisungen der Behörde beachten und die dementsprechend angeordneten Maßnahmen durchführen.

Welche Planungsbüros sind für welche Fachgebiete vertreten?

  • Fachplanungsbüro für Wasserbau
  • Fachplanungsbüro für Geotechnik (Baueigenschaften des Bodens)
  • Fachplanungsbüro für Geologie (Boden und Gesteinsaufbau)
  • Fachplanungsbüro für Grundwasser
  • Fachplanungsbüro für Gewässerökologie
  • div. Fachplanungsbüros für Pflanzen, Tiere und Menschen und deren Lebensräume

Hochwasser-Abflussbereiche

Die aktuellen Hochwasserabflussbereiche an niederösterreichischen Gewässern sind im NÖ-Atlas dargestellt.

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